Papst-Figur am Bahnhof in Konstanz

Letzten Freitag wurde der neue Bahnhof in Konstanz am Bodensee eröffnet. Der Bildhauer Peter Lenk hat zur Eröffnung eine Papst-Figur (2 m hoch und 700 kg schwer) in der Mobilitätszentrale installiert.

Papstfigur Konstanz

Die Bild-Zeitung schrieb daraufhin: „Jetzt gibt es Zoff: nackter Papst Benedikt XVI. in Konstanzer Bahnhof“

Die Stuttgarter Landsregierung drängt nun darauf, die vor drei Wochen aufgestellte Figur wieder zu entfernen. Hinter dem Begehren steht die Spitze der schwäbischen CDU, berichtete Lenk. Ministerpräsident Stefan Mappus verlangt die Entfernung der Skulptur. Andernfalls könne Konstanz nicht mit weiteren Landeszuschüssen für das bevorstehende Jubiläum „600 Jahre Konstanzer Konzil“ rechnen.

Auch Horst Frank, Oberbürgermeister von Konstanz, erklärte bei der Eröffnung: Die Papst-Skulptur im Bahnhof habe „Furore“ gemacht. Kunst könne Anstösse geben. Lenk sei ein Künstler, der „große Effekte“ habe, aber auf Dauer wolle Frank das nicht.

Die umstrittene Skulptur ist die Kopie einer Figur aus der «Imperia», einer 9 m hohen Skulptur, die sich seit 1993 in der Konstanzer Hafeneinfahrt dreht. Sie soll an das Konstanzer Konzil (1414-1418) erinnern und zeigt eine pompöse Prostituierte, die auf ihren erhobenen Händen zwei nackte kleine Männchen vorführt, eines geschmückt mit kaiserlichen Insignien, das andere mit einer päpstlichen Tiara.

Bereits die Installation der weithin sichtbaren Imperia vor 17 Jahren hatte einen Aufruhr ausgelöst. Heute gilt sie als Wahrzeichen der Konzilstadt Konstanz und ist eines der meistfotografierten Objekte der Stadt. Nun heult die konservative Presse aufs Neue, und ach so christliche Volksvertreter zeigen sich empört.

Wir haben uns die neue Klerikerskulptur angesehen und mal auf Volkes Stimme gehört. Offenbar ist das Volk hier durchaus kunstliebend. Wir sahen viele schmunzelnde Gesichter angesichts des geschmähten Päpstleins. Man verstehe das Theater nicht, hieß es …

Uns kostet die ganze Aktion ein herzhaftes Lachen und wir fragen uns, wie können erwachsene und gebildete Menschen im Jahre 2010 ernsthaft über eine Steinfigur streiten …

Das Streichen von Landeszuschüssen anzudrohen ist eigentlich ein Armutszeugnis. Wer sich heute mit modernen Methoden der Kommunikation und der Gesprächsführung auseinandersetzt, versteht die Steinfigur als kritisches Feedback, über das man sachlich diskutiert.

Lenk´s Steinfigur ist ein Mahnmal, ein konstrutives Feedback an unsere Gesellschaft – während des Konstanzer Konzil´s 1416 wurde der tschechische Reformator Jan Hus als Ketzer verbrannt, obwohl ihm von der Kirche freies Geleit zugesichert worden war.

Das Geschehene kann man nicht mehr ändern, aber man kann durch Kritik und Feedback eine Lösungsdynamik für die Zukunft initiieren.