40. KONSTANZER JAZZHERBST

von Mi. 23. bis Sa. 26. Oktober 2019

Über all die Jahre erkundet der Jazzclub Konstanz die Improvisationsszene aus verschiedenen Blickrichtungen. Der Club will die gegenseitigen Einflüsse der verschiedenen Stilrichtungen zeigen, aktuelle Strömungen aufspüren, aber das bereits Dagewesene nicht aus den Ohren verlieren.

Der diesjährige Artist in Residence, David Helbock, gilt als einer der besonders aufregenden Pianisten des jungen Jazz aus Europa. Wenn der Vorarlberger spielt, erlebt man Neues – seine Musik reißt mit. Spannend ist auch das Programm der anderen Festival-Ensembles, in dem große Namen wie Charles Mingus, Robert Wyatt und John Williams aufleuchten. Dieses Jahr gibt es zusätzlich die Impro-Werkstatt und ein Familienkonzert. An vier Tagen werden 10 Ensembles präsentiert.

Mi 23.10.19, 20:00 h,
Wolkensteinsaal, Kulturzentrum am Münster
DAVID HELBOCK’S RANDOM/CONTROL (A)
David Helbock (p), Johannes Bär (tb, tuba u.a.), Andreas Broger (sax, cl, fl)

Mehr als zwei Dutzend Instrumente auf der Bühne, aber nur drei Musiker: David Helbock beschränkt sich weitgehend auf solche mit Tasten. Vogelwild die beiden unter anderem am Salzburger Mozarteum ausgebildeten Bläser. Johannes Bär ist fürs Blech zuständig, von Trompete über Bassflügelhorn bis zu hin zu Alphorn und Tuba. Andreas Broger spielt die Holzblasinstrumente: Saxophone, Klarinetten, Flöte.

Über die Jahre hat sich ein ganz eigenständiger Bandsound entwickelt und egal was David Helbock als Ausgangsmaterial wählt – die Band klingt immer wie Random/Control – eine Achterbahnfahrt der Gefühle – Musik fürs Ohr und Spannendes fürs Auge. Schon 2010 haben die drei uns begeistert.

JOHN HOLLENBECK’S CLAUDIA QUINTET (USA)
Chris Speed (cl, tsax), Red Wierenga (acc, p), Drew Gress (b), Matt Moran (vib), John Hollenbeck (dr/comp)

Es ist eines der musikalisch außergewöhnlichsten Ensembles der New Yorker Szene – vielleicht das unverwechselbarste, das die Stadt derzeit zu bieten hat. Mit einer charismatischen Gratwanderung zwischen Jazz, Minimal Music und durchaus auch Folklore zeigt die Band, wie Jazz abseits der Tradition klingen kann. Die ungewöhnliche Instrumentierung – neben Saxophon auch Vibraphon und Akkordeon – ermöglicht, in Kombination mit der hochkarätigen Besetzung, eine faszinierende Klangmischung. Und das Claudia Quintet – benannt nach dem dienstältesten Fan – ist in seiner intellektuell stimulierenden Art unvergleichlich.

Do 24.10.19, 20:30h, K9, Hieronymusgasse 3
I AM THREE, MINGUS, MINGUS, MINGUS (D)
Silke Eberhard (asax), Nikolaus Neuser (tp), Christian Marien (dr)

„In other words: I am three“. Mit diesen Worten beginnt Charles Mingus seine Autobiografie. Silke Eberhard, Nikolaus Neuser und Christian Marien spielen Mingus’ Musik und zeigen, dass sie zeitlos und in ihrer Interpretation ein höchst zeitgenössisches Statement ist. Das Kollektiv I Am Three arbeitet auf die gleiche Weise wie Mingus in seinen Ensembles: gespielt wird ohne Noten, auswendig, nach Gehör. Jeder Musiker kennt alle Stimmen und ist in der Lage, die Musik im Moment zu arrangieren. So musizieren sie in der Tradition von Charles Mingus: risikoreich und voller Spielfreude.

MAX ANDRZEJEWSKI’S HÜTTE AND GUESTS playing Robert Wyatt (D,TUR)
Johannes Schleiermacher (sax, synth), Tobias Hoffmann (g), Andreas Lang (b),
Max Andrzejewski (dr, arr, voc), Cansu Tanrikulu (voice), Jörg Hochapfel (keys, git)

HÜTTE nach 2014 wieder bei uns mit der Musik von Robert Wyatt. Der Drummer und Sänger der Progressiv Rock-Band Soft Machine schuf nach einem schweren Unfall viele extrem kreative, wunderschön strange Avantgarde Pop Alben (in Mitarbeit von Brian Eno, Evan Parker uvm….). Mit den Gästen Cansu Tanrikulu am Gesang und Jörg Hochapfel an Keyboards und zweiter Gitarre wird HÜTTE die Lieblingsstücke öffnen und weiterführen…

Fr 25.10.19, 20:00 h, im Kunstverein, Wessenbergstr. 39
IMPRO-WERKSTATT in der aktuellen Ausstellung OTGO
Moderation: Silvana K. Figueroa-Dreher

DAVID HELBOCK SOLO
playing John Williams

Es gibt Musik, die lässt einen im Leben nicht mehr los. Sie berührt so stark, dringt tief in einen ein und bleibt unauslöschlich im Gedächtnis haften. Oft kommen außermusikalische Ereignisse hinzu, die sich mit dem Hörerlebnis verknüpfen und die Erinnerung noch fester zementieren. So erging es auch David Helbock als er das Kino für sich entdeckte und hier der Musik von John Williams begegnete, dem mehrfachen Oscar und Grammy prämierten US-amerikanischen Filmkomponisten. „Er begleitet mich bereits mein ganzes Leben. Ich bin ein großer Star Wars Fan und kann mich auch noch genau erinnern, wie ich als Kind unzählige Male den Film „E.T.“ gesehen und mit dem außerirdischen Wesen und seinen menschlichen Freunden mitgefiebert habe. Oder an „Jurassic Park“, mei…

DA/DA/DI (D, RO)
David Schuckart (p), Dirk Handreke (pc, electr), Daniel Kartmann (dr)

Da/Da/Di ist gelebte Spontaneität in improvisierter Dreisamkeit. Irgendwo zwischen Dada, speziellem Ausnahmefehler und Freejazz treffen hier Schlagzeug, Klavier und Computer zusammen und driften wieder auseinander. Weitere Hilfsmittel wie beispielsweise Schuhe, Zink, Analogsynthesizer oder Haarbürste sind selbstverständlich zugelassen. Mit den beiden Konstanzern David Schuckart und Dirk Handreke.

RARUM (UNTITLED) (D,DK)
Michael Thieke (cl), Dan Peter Sundland (eb), Daniel Schröteler (dr), Sascha Henkel (g)

„schütten ist ein akt, der zugleich eine anfängliche entschlossenheit und eine schließliche unentschlossenheit enthält: indem ich schütte, weiß ich, was ich tue, aber ich weiß nicht, was ich produziere.“ (roland barthes)

den akt des schüttens zelebrieren – hinwerfen – einwerfen – fragen, falten oder probleme aufwerfen und verhandeln um aussen- und innenräume, zwischen- und nebenräume zu schaffen, zu besetzen und zu beleben.

Sa 26.10.19, 14:00h Wolkensteinsaal, Kulturzentrum am Münster
ZOING (NL, D) Familienkonzert ab 6 bis Ü80
Annelie Koning (Stimme), Carl Ludwig Hübsch (tuba, Stimme), Sascha Henkel (g, elect)

Drei MusikerInnen locken junge und junggebliebene HörerInnen mit Lieblingsklängen in den Wald frisch verwunschener Musik. Eine Reise durch zuckersüße, wundersame, schöne, wilde, erschreckende, ekelhafte, heruntergekommene und aufgedonnerte, uralte und ganz moderne Musik. Die echte und die falsche Schönheit im hemmungslosen Streit – ein Her und Hin zwischen Gesang und Gurren, zwischen Schrotthaufen und Wanderklampfe. Ein chaotisch-mitreißendes Tongewirr und zerbrechliche Klanggebilde. Songs, die keine sind. Tuben, deren Märsche sich längst ausgewalzt haben. Einsame Gitarreros, die sich erbarmen, das einzig wahre Liebeslied für euch zu weinen. Und immer wieder die Frage: Ist das deine Musik und wenn ja, warum eigentlich nicht?

Sa 26.10.19, 20:00h Wolkensteinsaal, Kulturzentrum am Münster
DAVID HELBOCK QUARTET (A)
David Helbock (p), Fillipa Gojo (voc, megaph), Johannes Bär (sousaph, tuba), Herbert Pirker (dr)

David Helbock hat für diesen Abend eine Band aus seinen Lieblings-Musikern und langjährigen Freunden zusammengestellt. Die Bregenzerin und jetzt in Köln lebende Sängerin Fillippa Gojo wurde 2014 wurde als erste Sängerin mit dem Förderstipendium der Stadt Köln für Jazz und improvisierte Musik, dem Horst und Gretl Will Stipendium, ausgezeichnet und erhielt 2015 den Neuen Deutschen Jazzpreis. Der Bregenzerwälder Johannes Bär ist ein langjähriger Mitmusiker von David Helbock in deren Band „Random/Control“ und feierte mit dem HMBC Erfolge in den Popcharts und Herbert Pirker am Schlagzeug ist ebenfalls ein langjähriger Partner von David.

LUKAS MANTEL SEXTETT (CH,USA)
Rafael Schilt (sax, cl), Matthias Spillmann (tp, flh), Leandro Irarragorri (fender rhodes), Travis Reuter (g), Xaver Rüegg (b), Lukas Mantel (dr, comp)

Vardah (Urdu: Die Rose), ein Zyklon, den Lukas Mantel 2017 in Chennai (ehem. Madras) miterlebt hat, ist hier Programm. Die Wucht der Musik ist kontrollierter und nicht so ungebremst wie der tropische Wirbelsturm, wild und unberechenbar bleibt sie unbedingt! Die virtuosen Musiker des Sextetts stellen sich ganz und gar in den Dienst der Kompositionen von Lukas Mantel, indem einerseits der Notentext belebt und beseelt wird, zum anderen sämtliche Solos und Improvisationen stets die grosse Form im Blick behalten. In alternierenden, kleinen und grösseren Instrumentengruppen kreiert das Sextet ein schlingpflanzenartiges, harmonisch-melodisches Gewebe, das sich stets organisch weiterentwickelt.